Als Riskmanagerin verbringt eine gute Kollegin die meiste Arbeitszeit im Grossraumbüro oder in Sitzungszimmern. Ihre Freizeit verbringt sie wenn immer möglich in der Natur, entweder zu Pferd oder mit geschnürten Wanderschuhen in den Bergen. Ihren Wunsch sich sozial zu engagieren hat sie sich mit einem Bergeinsatz erfüllt – das Grossraumbüro gegen die Alpwiese getauscht. Nach gut zwei Stunden Autofahrt von Zürich ins Berner Oberland ging ihre Auszeit auf 1500 Meter Höhe los. Im Interview erzählt sie, was sie erlebt hat.
Wie kam es zu deinem Bergeinsatz?
Durch eine Kollegin wurde ich auf die Möglichkeit von Bergeinsätzen, bergeinsatz.ch, aufmerksam gemacht. Schon kurz darauf meldete ich mich für eine Woche Bergeinsatz im Berner Oberland an. So begann ich also in der ersten Juni-Woche meinen Einsatz auf ca 1500Mü, auf der Voralp, der erste Station während der Alpzeit.
Wie sieht so ein Arbeitsalltag auf der Alpwiese aus?
Um 07:45Uhr stand ich einsatzbereit vor der Alphütte und lernte meinen neuen Arbeitskollegen, einen sehr sympathischen Milchbauer, kennen. Und dann mein Einsatz am neuen Arbeitsort los:
Zunächst werden die Kühe (nach dem Melken) geputzt und ihnen werden die Glocken angelegt.
Dann werden sie zur Weide getrieben und der Stall wird ausgemistet, gereinigt und neu eingestreut.
Nach einem reichhaltigen Älpler-Zmorge ging es hinunter ins Dorf. Dort wurde mir meine, für den Rest der Woche tägliche Aufgabe gezeigt, nach einem ca 15 minütigen Marsch durch Wald und Wiesen, auf eine hochgelegene Bergweide.
Zunächst wird die Frischwasser-Leitung überprüft. Fliesst das Wasser nicht, muss man den Leitungen nach durch den Wald an einen Bach klettern um die Frischwasser-Zufuhr wieder sicherzustellen. Anschliessend wird das Jungvieh gezählt und nach dem Rechten gesehen. Ist alles in Ordnung, geht es wieder hinunter.
Die nächste Aufgabe, das Mähen, auf einer unebenen steilen Wiese, mit der Sense (ca 2h), musste in Angriff genommen werden.
Anschliessend ging es dann wieder auf die Voralp um die Kühe zurück in den Stall zu holen, sie zu füttern und zu melken.
Anschliessend wird gekocht und gemeinsam Znacht gegessen.
Wie fühlt man sich nach einem Tag auf der Alp?
Todmüde und überwältigt von all den Eindrücken, ging es für mich dann zu meiner „eigenen Alphütte“ ca. 800m von der Voralp entfernt auf einer Alpwiese – ohne Strom, ohne fliessend Wasser (abgesehen vom Brunnen vor der Hütte). Über die Situation, in einer alten Holzhütte, ohne Strom, ganz allein und ohne Nachbarn, macht man sich aufgrund der Müdigkeit nach einem solchen Tag, wenn überhaupt nur kurz Gedanken, bevor es man dann blitzschnell einschläft.
Wieviel Abwechslung bietet die Arbeit auf der Alp?
Auch in den kommenden Tagen, gab es am Mittag / Nachmittag, nicht zuletzt auch aufgrund des guten Wetters, einiges zu tun. An einem Tag wurde gemäht und anschliessend das Gras mit dem Rechen zusammengenommen, damit die Maschine am nächsten Tag Ballen pressen kann.
Der definitiv anstrengendste Tag war dann der Donnerstag. Nach der morgendlichen Prozedur (melken, Kühe putzen, Kühe zur Weide treiben, Stall putzen) ging es dann um 09:00 zum „Tagwannen“, das heisst auf rund 2000Mü in der prallen Sonne die Alpweiden pflegen, Steine räumen, Geröll und anderes, Äste etc. zusammenlesen. Und so möglichst alle Gefahren die für die Kühe auf der Alp-Weide bestehen könnten möglichst zu minimieren. Diese Arbeit führten wir also bei knapp 30 Grad, von 09:00 bis 17:00, mit einer Stunde Mittagspause aus.
So gleicht also auf der Alp kein Tag dem anderen, die Arbeiten werden am Morgen bestimmt und sind natürlich wetterabhängig.
Was sollte man über „Bergeinsatz“ wissen?
Bergeinsatz, organisiert von der Caritas ist eine tolle Idee, alles ist einwandfrei organisiert, die Bauern und der Hof werden auf der Homepage vorgestellt, je nachdem ob dringend Hilfe benötigt wird, sind diese Einsätze entsprechend gekennzeichnet.
Sicher braucht es einige persönliche Eigenschaften, Kühe oder Tiere im Allgemeinen sollte man mögen, Stallarbeit und körperliche harte Arbeit sollte man nicht scheuen. Es kann je nachdem ob man auf der Alp oder auf einem Hof ist, durchaus sein, dass man ohne Strom oder warmes Wasser auskommen muss oder, dass die tägliche Dusche auch mal nicht stattfinden kann. Man muss zuverlässig sein, der Bauer verlässt sich auf die Hilfe, die er dringend benötigt.
Was ist dein persönliches Fazit?
Es tut gut für eine oder auch mehrere Wochen mal ein ganz anderes Leben kennenzulernen, man ist den ganzen Tag draussen, arbeitet körperlich und ist dementsprechend am Abend so kaputt, dass man es kaum erwarten kann ins Bett zu kommen.
Ich für mich kann sagen, ich habe diese Zeit ausserordentlich genossen und habe mir fest vorgenommen einen Bergeinsatz jedes Jahr zu leisten. Auch habe ich Menschen kennengelernt, mit denen ich auch weiterhin in Kontakt stehen werde.
Anne Forster teilt auf dem Anne Forster Blog ihr Wissen rund um das Thema Karriere und Neuorientierung. Wenn sie nicht schreibt, unterstützt sie als Coach Young Professionals beim erfolgreichen Start ins Berufsleben und dem Aufbau einer bedeutungsvollen Karriere. Um mehr zu erfahren, besuchen Sie anneforster.ch oder folgen Sie ihr auf Facebook.