Ein häufig genutztes Führungsinstrument, um die Leistung und das Verhalten der Mitarbeitenden zu würdigen und zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen, stellt das Jahresgespräch dar. Doch was für die einen als wahrer Motivationskick wirkt, ist für andere nichts mehr als eine Alibiübung. Auf was kommt es bei einem erfolgreichen Mitarbeitergespräch an? Was sind Ziel und Inhalt eines solchen Gesprächs? Was wird beurteilt und bewertet? Wie kann ich mich vorbereiten?
Mitarbeitergespräch – was kommt auf mich zu?
Leistungsbeurteilung – Entwicklung – Zielvereinbarung
Das Mitarbeitergespräch beinhaltet bei den meisten Unternehmen und Organisationen die Bewertung der Leistung (Aufgaben gem. Stellenbeschreibung und/ oder Ziele gem. Zielvereinbarung) des Mitarbeitenden und seinen Schlüsselkompetenzen. Bei den Schlüsselkompetenzen handelt es sich meist um ein Set von Fähigkeiten, welche auf den Grundwerten des Unternehmens basieren. Einen Überblick über einen ganzen Katalog von Kompetenzen bietet z.B. dieses Model (SHL). Hierbei wird bewertet, inwieweit sich diese Kompetenzen in konkreten Verhaltensweisen des Mitarbeitenden zeigen. Bei Führungspersonen wird bewertet, wie gut sie diese Werte selbst bzw. in ihrem Zuständigkeitsbereich umsetzen.
Die berufliche Entwicklung des Mitarbeitenden sollte idealerweise ebenfalls Bestandteil des Mitarbeitergesprächs sein. Das Mitarbeitergespräch gibt beiden Seiten die Gelegenheit, über die beruflichen Wünsche und Perspektiven des Mitarbeitenden offen zu sprechen.
Im dritten Teil werden Ziele für die nächste Beurteilungsperiode vereinbart. Häufig erbitten Führungskräfte von ihren Mitarbeitenden in diesem Teil ebenfalls um ein Feedback zum eigenen Führungsverhalten.
Üblicherweise wird das Dokument vom Mitarbeitenden und vom Vorgesetzten unterschrieben und im Personaldossier des Mitarbeitenden abgelegt.
Warum Mitarbeitergespräche?
Sinn und Zweck der Bewertung im Rahmen des Mitarbeitergesprächs ist die Auseinandersetzung mit der individuellen Arbeitsleistung sowie dem gezeigten Arbeitsverhalten des Mitarbeitenden gegenüber Kunden, Kollegen/-innen und den Vorgesetzten. Aufgrund regelmässiger Beobachtungen kommt die zuständige Führungsperson zu einer entsprechenden Mitarbeiterbewertung. Eine aktuell gültige Funktions- oder Stellenbeschreibungbietet dazu die Basis. Sie beinhaltet alle Angaben zu den aufgabenrelevanten Schlüsselkompetenzen und gibt Hinweise darauf, welches Mitarbeiterverhalten erwartet wird.
Bewertungsskala kennen!
Für die Bewertung kommen verschiedene Skalierungen zur Anwendung. Einige Unternehmen nutzen vier Kategorien, andere Unternehmen fünf Kategorien zur Bewertung. Es ist ratsam und sinnvoll sich mit der verwendeten Kategorisierung vor dem Gespräch vertraut zu machen.
Jahresziele vereinbaren
Nach dem ersten Teil des Gesprächs, Rückblick (Mitarbeiterbewertung), folgt üblicherweise ein Ausblick auf die weitere Zusammenarbeit. Hierzu werden sinnvollen Ziele für die kommende Beurteilungsperiode gemeinsam vereinbart bzw. von der Führungsperson vorgegeben. In diesem Sinne leistet die Zielvereinbarung einen Beitrag zur Förderung und Erhaltung des Mitarbeiterengagements. Eine gezielte Ausrichtung auf das folgende Geschäftsjahr wird ermöglicht, indem herausfordernde, stellenspezifische Ziele vereinbart werden. Idealerweise erfolgt die Zielvereinbarung mit Angabe eines Messkriteriums und Termins sowie mit den dazu nötigen Förder- und Entwicklungsmassnahmen zur Unterstützung der Zielerreichung.
Erfolgreiches Mitarbeitergespräch
Für ein erfolgreiches Mitarbeitergespräch zwischen Mitarbeitenden und Vorgesetzten ist ein ausführlicher Dialog höher zu werten als das blosse Ausfüllen der Dokumente. Diese dienen lediglich der Unterstützung und Strukturierung.
Vorbereitung als Mitarbeiter:
Als Mitarbeiter sollte ich mir Zeit nehmen und das Mitarbeitergespräch als Anlass sehen mich selber zu reflektieren und zu fragen, auf was ich im abgelaufenen Jahr stolz war. Wo habe ich besonders gute Leistungen gezeigt? Was möchte ich noch besser machen? Die firmeneigenen Formulare zum Mitarbeitergespräch dienen möglicherweise als Hilfe zur Selbstreflexion. So oder so, sollte ich mich mit diesen Dokumenten vor dem Gespräch vertraut machen. Auch für das Feedback an meinen Vorgesetzten sollten Beispiele für postive Erlebnisse präsent sein, sowie Punkte angesprochen werden, die Unverständnis oder Fragezeichen ausgelöst haben. Die eigenen Wünsche für die persönliche Entwicklung sowie inhaltliche Jobvorstellungen gilt es in diesem Gespräch klar zu äussern.
Vorbereitung als Vorgesetzter:
Auch als Vorgesetzter sollte ich mich ausreichend Zeit nehmen das Gespräch vorzubereiten. Ein gut vorbereitetes Gespräch zeigt Wertschätzung. Das Ziel Vertrauen gegenüber dem Mitarbeiter auszubauen bzw. zu schaffen, erreicht man vor allem durch ein aktives Zuhören und das Notieren von wesentlichen Aspekten, ein offenes und ehrliches Feedback sowie das gemeinsame Entwickeln von Zielen, hinsichtlich der persönlichen Entwicklung wie auch der Schaffung von Herausforderungen innerhalb der Aufgaben.
Wie haben Sie ihr letztes Mitarbeitergespräch erlebt? Als Alibiübung oder Motivationskick? Teilen Sie hier mit uns ihr Erfolgsrezept für ein erfolgreiches Mitarbeitergespräch, aus Sicht des Mitarbeitenden oder Vorgesetzten!
Anne Forster teilt auf dem Anne Forster Blog ihr Wissen rund um das Thema Karriere und Neuorientierung. Wenn sie nicht schreibt, unterstützt sie als Coach Young Professionals beim erfolgreichen Start ins Berufsleben und dem Aufbau einer bedeutungsvollen Karriere. Um mehr zu erfahren, besuchen Sie anneforster.ch oder folgen Sie ihr auf Facebook.
Foto: Anne Forster